Ich stehe seit über 20 Jahren mit Sambagruppen auf der Bühne. Und in dieser Zeit haben Bandmitglieder und ich auch schon so viel vergessen. Man glaubt es kaum, was schon alles zuhause liegen geblieben ist. Sogar die Sambainstrumente! Und auch was man Unnötiges und Schlimmes mitnehmen kann. Ich habe jeden einzelnen Punkt schon erlebt. Es wurde wirklich alles schon vergessen. Deshalb gibt es die ultimative Samba-Auftritts-Packliste hier auch komprimiert zum Abhaken als Pdf zum Download zum Ausdrucken und in die Instrumententasche legen. Mit ihr nimmt man auch nichts unnützes mit und muss nur einmal zum Auftrittsort gehen.
Anmerkung: Die Links in den Tipps gehen zu Kalango, Thomann und Amazon, weil ich mit diesen Firmen die besten Erfahrungen gemacht habe. Aber was hält dich davon ab, dich online zu informieren und lokal zu kaufen?
Kleidung
Bandkostüm
Natürlich das Bandkostüm, wenn im Bandkostüm eine weiße oder helle Hose oder Rock vorgesehen ist, kann man vielleicht eine Eratzhose mitnehmen, vor allem wenn man öfter auftritt wie auf Festivals. Da geht zwischendrin schon mal was schief.
Schuhe
Bitte keine Travellersandalen, Birkenstocks, Crox oder ähnliches! Kannst du dir eine Sambatänzerin in Travellersandalen vorstellen? Lächerlich? Genau! Ich sehe immer wieder Bands, die zwar oben ein tolles Outfit mit Bandlogo, passenden Farben und abgestimmten Schnitten haben, aber dann unten Gesundheitslatschen, Crox oder was auch immer an hässlichen Schuhen hergestellt wird. Nichts gegen diese Schuhe, sind sicher auch bequem, bloß halt nicht auf einer Bühne!
Socken
Auch hier gibt es immer wieder die Kracher: Kurze Hose, weiße Socken und Tavellersandalen. Wowowow! Bitte passend wählen oder ganz weglassen.
Unterwäsche
Weiß jeder selber
Mütze/ Hut/ Tuch
Sollte man mitnehmen, wenn man draußen spielt. Vor allem bei Umzügen in der Sonne ist das manchmal unverzichtbar und bewahrt vor einem Sonnenstich. Umso besser, wenn man sich schon vorher in der Band Gedanken über den Stil und die Farbe macht! Wie bei den Schuhen sollte man darüber nachdenken, dass das ein ein absolut hervorstechender, wesentlicher Teil des Kostüms ist!
Accessoires
Gürtel, Ohrringe, Uhren oder Halstücher kann man, wenn es dazu passt, natürlich tragen. Wenn man nichts anderes hat, ist oft schwarz oder weiß eine gute Wahl.
Knieschoner/ Schienbeinschoner
Kann man auch unter der Hose tragen und sieht dann schöner aus als dicke Polster hinten am Instrument. Man sollte auf jeden Fall Knieschoner nehmen, die vorne keine(!) harte Schale haben! Wenn man bei Choreografien einen Surdo auf der harten Schale landen lässt, kann es gut sein, dass der eine Beule abbekommt. Ich benutze seit Jahren ein Paar Volleyball-Knieschoner, die es aber schon gar nicht mehr zu kaufen gibt. Die McDavid Flexy Knieschoner 602 sehen aber ganz brauchbar aus. Wenn du einen besonderen Favoriten hast, schreibe ihn bitte in das Kommentarfeld unten.
Kaltes wetter
Bandjacken sind natürlich eine gute Idee. Warme Unterwäsche hilft im Winter oder wenn es ungemütlich ist.
Regenklamotten?
hm… wo es regnet, gibt es in der Regel auch kein Publikum, soo oft spielt man also gar nicht im Regen. Man braucht Regenkleidung also höchstens, wenn man zum Auftrittsort einen weiten Fußweg hat. Ich persönlich lasse die Regenklamotten für die Bühne zuhause. Nur für den Weg hab ich manchmal was dabei. Ich bin nämlich wasserdicht.
Ausnahmen gibt es leider immer wieder (z.B. Laufveranstaltungen). Da hilft nichts, entweder man kauft von der Bandkasse passende Regenmäntelchen oder überlässt es jedem selbst. Die billigste Variante ist sicherlich ein Einmal-Plastik-Regenponcho. Die gibt es schon ab ca ein bis zwei Euro pro Stück im Fünferpack. Sieht nicht gut aus, erhält aber zumindest ein bisschen die Farbgebung der Band.
Wenn man es den Bandmitgliedern selbst überlässt, zieht jeder an, was er gerade hat. Das sieht in der Regel richtig kunterbunt aus, andererseits wird bei Regen auch nicht viel fotografiert, es taucht also zumindest kaum im Internet auf.
Instrument und Zubehör
Die Trommel
Auch ihre Trommel haben die Leute schon mal gerne vergessen. Auch an Zweitinstrumente denken (Apito, Triangel, Güira etc.) Und möglichst alle Instrumente mit vollem Namen und Kontaktmöglichkeit beschriften (Telefon/Email und/oder Adresse). Das hat mir schon einmal einen Surdo eines reumütigen Diebes zurückgebracht. Die besten Instrumente gibt es bei Kalango. (União-do-Samba-Mitglieder können bei mir kaufen, der Rest bestellt direkt bei Kalango)
Instrumenten-Rucksack/ -Tasche
Eine Trommeltasche erleichtert den Transport ungemein, vor allem wenn Rucksackgurte angebracht sind. Mein Favorit: Kalango. Die Taschen der Kalango-Hausmarke sind sehr praxisorientiert, gibt es für alle wichtigen Instrumente und halten was aus.
Gurt
Der Gurt muss natürlich mit. Bei Repeniques oder Caixas knote ich normale Spanngurte für Gepäck immer direkt am Instrument fest. Dann kann man sie gar nicht vergessen. Für den Rest empfehle ich den Kalango Hüftgurt, Ich persönlich mag ihn nicht, aber die meisten União-do-Samba-Bandmitglieder stehen drauf.
Sticks/ Schlägel
Auch hier gilt: mit vollständigem Namen beschriften, so finden die Sticks wieder zu dir zurück.
- Repenique: Ein Paar Plastikpeitschen, Ein Holzstick für Batucada.
- Surdo: Zwei Schlägel
- Snare: Zwei Drumsticks
- Tamborim: Eine Tamborimpeitsche
- Ago-Go: Ein Holzstick
Ersatzsticks und -schlägel, Ersatzteile
Holzsticks und -schlägel und die Schnur der Snaredrum gehen tatsächlich immer wieder kaputt oder gehen verloren. Alles andere macht aber kaum einen Sinn, mitzunehmen. Das muss man ja alles mit sich rumschleppen.
- Für die Repenique nehme ich einen zusätzlichen Holzstick für Batucada mit, der darf auch mit auf die Bühne. Dafür sind aber zwei Plastikpeitschen für Sambareggae ausreichend. Die Peitschen gehen nie kaputt und zusätzlich mitgebrachte hindern mich eher beim Spielen.
- Beim Surdo macht es Sinn einen Ersatz dabei zu haben (Backstage lassen), zumindest wenn man die guten Weichholz-Schlägel hat. Die klingen für mich am besten, gehen aber schon mal kaputt. Alu- und Hartholzschlägel sind unempfindlich, Da braucht es keinen Ersatz.
- Tamborimpeitschen sind fast unzerstörbar – Keinen Ersatz mitnehmen.
- Snaresticks: Einen zusätzlichen Stick kann man ja mal einpacken aber in der Tasche backstage lassen.
- Schnur für Snareteppich. Eine Ersatzschnur für Snareteppische kann man direkt und unauffällig an der Caixa anbringen und dann vergessen… bis man sie braucht! Mein Favorit: Lotschnur aus dem Baumarkt, ca 1,0 mm stark (1 bis 2 Euro pro Rolle). Die Schnüre gehen wirklich immer wieder kaputt, und man kann sie gewichtslos und „unsichtbar“ mitnehmen.
Stimmschlüssel
Zumindest die Surdospieler müssen ihre Trommeln aufeinander abstimmen und Repiniques müssen eh ständig nachgezogen werden. Also unbedingt den passenden Stimmschlüssel dabeihaben (So komisch das jetzt klingt, man sollte den vorher ausprobieren, echt!)
Sticktasche, Stickhalterungen, Kleinteiletasche
Surdospieler haben es einfach, die haben am Kalango-Gurt eine Halterung für den zweiten Schlägel. Oder man steckt den Ersatz in die Surdopolsterung.
Caixaspieler brauchen normalerweise nur ein Paar Sticks, da reichen zwei Hände zum Festhalten aus.
Tamborimspieler, die das Instrument wechseln. Das Tamborim muss irgendwo hin, meistens mit einem Karabinerhaken am Gürtel befestigt (Die Klugen befestigen den Karabiner am Gurt und nicht am Instrument, da scheppert dann nichts beim Tamborimdrehen), oder in einer Zubehörtasche. Und die Peitsche muss da auch noch mit.
Repeniquenspieler, die von Peitschen auf Holzsticks wechseln, müssen irgendwo die Sticks hintun. Die Möglichkeiten:
- In die Knieschützer stecken
- Sticktasche am Instrument
- Sticktasche am Gurt
- Zwischen Gurt und Körper klemmen
- In die Hosentasche stecken
- Spezielle Tasche am Kostüm
Sonstiges
Gehörschutz
Sollte definitiv immer dabei sein: Du hast nur zwei Ohren und die brauchst du zum Musikmachen! In der Probe kann man benutzen, was man will. Beim Auftritt solltest du aber auf Gehörschutz mit Band oder Kopfbügel verzichten.
Mein Favorit für Auftritte sind die EAR Express ohne Band. Die kleinen Pilzchen klingen gut, machen nicht zu dicht und für den Auftritt kann man noch die Stängelchen ein bisschen abschneiden. Aber das ist wirklich Geschmacksache.
Bandflyer/ Visitenkarten
Ja, Ja, Ja! Unbedingt JEDER mitnehmen und dann auch verteilen und nicht nur irgendwo hinlegen!
Schminke/ Hairstyling
Die Frauen gehen normalerweise nie ohne aus dem Haus, den Männern ist das egal. Auf der Bühne kann man ruhig „dick auftragen“;-)
Smartphone
Fotos, Treffpunkte ausmachen, hinterher zeitnah Facebook teilen sollte das Smartphone immer dabei sein. Wenn man damit Auftrittsfotos/ -videos macht, darf es auch mit auf die Bühne, sonst bleibt es in der Tasche backstage. Passende Pausenmusik und Adapter für P.A. oder die „Stereoanlage“. Veranstalter denken oft nicht an so eine „Kleinigkeit“.
Der Lageplan, Auftrittszeiten, Ansprechpartner ist über das Mobilnetz ja sowieso immer auf dem Smartphone zur Verfügung.
Fotoapparat/ Videokamera
Oft reicht ein Smartphone aus, die Bildqualität ist ja enorm heutzutage. Wenn man einen engagierten Hobbyfotografen oder -filmer dabei hat, sind natürlich tolle Fotos vom Teuerfotoapparat die bessere Wahl.
Geld, Karten, Ausweiß, Wertsachen
Das ist oft wirklich ein Problem. Bei den meisten Kostümen sind keine Taschen vorgesehen und wenn doch, werden die durch einen dicken Geldbeutel ausgebeult und das ist hässlich. Meistens landen die Wertsachen dann in den Instrumententaschen im Backstagebereich. Das ist normalerweise ziemlich unsicher. Also einfach möglichst wenig mitnehmen und wenn es irgenwie geht, jemanden mitnehmen, der die Sachen bewacht, nach einem abschließbaren Raum fragen etc.
Brille, Kontaktlinsen und Zubehör
Wer ohne Brille oder Kontaktlinsen vom Bühnenrand fällt, sollte besser eine mitnehmen und aufsetzen.
Heißes Wetter
Getränke, Sonnenschutz (siehe Mütze…), Sonnencreme
Kleinkram-Rucksack (Vic Virth)
Wenn man einen Rucksack beim Auftritt trägt, sieht das natürlich fürchterlich aus. Manchmal ist das bei Umzügen aber nicht anders zu machen. Dann sollte man sich zumindest mit mehreren zusammentun und nicht jeder seinen eigenen Rucksack mitnehmen. Man sieht sonst schnell wie der Alpenverein aus (Nichts gegen den Alpenverein, da bin ich selbst Mitglied).
Mein persönlicher Favorit ist der Rucksack von Vic Firth, einem Drumstickhersteller. Der Rucksack ist erstaunlich groß. Es passt sogar ein Laptop hinein. und er hat eine eigene Sticktasche, die man an den Rucksack mit Reißverschluss anbringen kann, aber auch einzeln benutzen kann. Die Geheimwaffe für „rumfliegende“ Sticks und Schlägel. Ich bringe die Kostüme und alle Sachen auf dieser Packliste in ihm unter (na ja, die Trommel natürlich nicht). Der Rucksack kostet schon richtig Geld (um die 130.-€) er ist für mich aber jeden Cent wert.
Schreibzeug, Edding
Oft muss man eine Programmliste aufschreiben, da hilft der Edding (natürlich backstage lassen). Und ein Kugelschreiber oder Fineliner ist gut, um Kontaktadressen oder wichtige Infos aufzuschreiben. Manche schreiben sich auch das Programm auf die Hand oder Unterarm.
Klebeband, Gaffatape
Eine kleine Rolle Gaffa macht immer Sinn und nimmt nicht viel Platz weg. Entweder die Minimallösung von Tesa 19mm breit 2,75m lang und sehr klein, oder das „amtliche“ Gaffa-Band. Eines davon gehört in die Instrumententasche. Manchmal kann man damit sogar ein kaputtes Kostüm „nähen“.
Die ultimative Packliste
Die Packliste zum Ausdrucken gibt es hier. gehört direkt in die Instrumententasche. Die ist hinten auch gleichzeitig ein Notizzettel.
Nur einmal in der Band
TuneBot
Der TuneBot ist das Trommelstimmgerät schlechthin! Man kann die Surdos stimmen, auch ohne alle Surdos gleichzeitig anzuhören, auch wenn ein Surdospieler sehr spät ankommt, gibt es keine Hektik. Bei mir ist der TuneBot immer in einer „Tupperschüssel“ mitsamt Stimmschlüssel dabei.
Band-Banner oder -Fahne
Ja, das muss mit! Und schwierig, oft kann man das nicht gut festmachen. Werkzeug mitnehmen, Schnur, Nägel (und den Hammer dazu), Kabelbinder (und Zwickzange zum wieder lösen!), Bindedraht, Spaxschrauben (und den Akkuschrauber dazu). Oder eben alles auf mitgebrachte Stative stellen. Dann ist man mobil und kann außerdem auch schnell den Standort wechseln. Sambabands spielen ja oft nicht auf „normalen“ Bühnen, deshalb ist da Flexibilität enorm gefragt. evtl sind zwei selbststehende Banner links und rechts Vorne eine gute Idee.
MP3 Aufnahmegerät
Es gibt ja mittlerweile sehr gute, kleine Aufnahmegeräte, die auch einen „amtlichen“ Sound haben. Zum Beispiel der Zoom H2n ist perfekt geeignet. Ich habe den Vorläufer Zoom H2 und der ist ab und zu bei Auftritten dabei und macht, was er soll: Gute Tonaufnahmen. Wenn man Videos macht und sich den Ton davon anhört, ist das meist fürchterlich. Das taugt oft nicht mal für Facebook, obwohl die Leute dort ja wirklich qualitätsresistent sind. Unbedingt an die Aufstellungsmöglichkeiten denken: Stativ, Klemme, Klebeband. Und auch an Ersatzakkus.
GoPro
Die GoPro macht mit den nötigen Befestigungskits ganz hervorragende Videos aus Instrumenten- oder Musikersicht. Das extreme Weitwinkelobjektiv bringt jede Menge Umgebung drauf und man kann sehr nahe an die Band gehen. Ich benutze ab und zu die GoPro HERO4 Silver Edition. Aber: Die GoPro macht ganz entsetzlichen Sound. Die steht ja auch nie an einer akustisch günstigen Stelle. Also für Video wunderbar aber man braucht zusätzlich ein Tonaufnahmegerät und muss hinterher alles zusammenschneiden. Sehr aufwändig und nur sinnvoll, wenn man weiß, was man macht und die Nacharbeit nicht scheut.
Gema-Liste
Sollte bei öffentlichen Veranstaltungen dabei sein. Sie nimmt keinen Platz weg und man hat das gute Gefühl, den Komponisten ihren angemessenen Teil abzugeben und eben nicht den Musik-Großverdienern.
Das muss nicht mit!
Ersatzfelle?
Nein – In unaufgezogenem Zustand gehen die ständig kaputt, auch wenn sie in den dafür vorgesehenen Fächern der Instrumententaschen stecken. Trommelfelle sind unaufgezogen viel empfindlicher als die Instrumente selber. Das selbe gilt für Snareteppiche, Ersatzsspannstangen, Ersatzschrauben etc.
Noten
Bei einem Auftritt schaut niemand auf die Noten. Auch nicht sicherheitshalber.
Übe-CD
Die ist meistens eh auf dem Smartphone und außerdem hört sich niemand unterwegs noch die Stücke an. Zuhause lassen.
Sonnenbrille
Niemals! Eine Sonnenbrille drückt aus: Ich will mit dem Publikum nichts zu tun haben und verstecke mich dahinter. Warum spielt man dann überhaupt vor Publikum?
So passt alles in einen Rucksack und eine Trommeltasche!
Über weitere Tipps und Meinungen in den Kommentaren unten würde ich mich freuen.
Ich wünsche viel Spaß und gute Stimmung bei den Auftritten,
Ulrich Bammer
Die Liste ist einmalig und sehr hilfreich! Vielen Dank!!!
Was die Schuhe angeht, da kann ich mir auch keine Sambatänzerin in Turnschuhen vorstellen 😉
Und eine Sonnenbrille ist ja ganz wichtig! Dass die nicht auf die Bühne mit darf– okay, aber die muss definitiv mit (so wie der Stimmschlüssel, bleibt halt in der Tasche)
Eine Pfeife ist für die Pfeifer doch auch wichtig, oder?
nicht zu vergessen, die ersatzbrille aus dem 1€-laden.
Instrumentengürtel anfertigen lassen. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht.
http://spooren-design.de/produkte/surdogurte